Der Angst auf den Grund gehen
Angst kann uns schützen
Angst begleitet uns von Kindesbeinen an. Sie hilft uns, Gefahren zu erkennen und im Sinne des Selbstschutzes angemessen darauf zu reagieren. In einer als bedrohlich empfundenen Situation bereitet sich unser Körper automatisch auf Flucht oder Verteidigung vor; die Ausschüttung von Hormonen versetzt uns in Alarmbereitschaft, die Muskeln spannen sich, das Herz schlägt schneller. Im Idealfall erhöht Angst auf diese Weise unsere Wachsamkeit und steigert unsere Leistungsfähigkeit.
Angst kann überhand nehmen
In unserer modernen Welt tritt Angst auch ohne konkrete Gefahr auf. Anstatt unversehens auf einen Löwen zu treffen, sind es heute andere Faktoren, die uns ängstigen: die Sorge um geliebte Menschen, heikle finanzielle Verhältnisse, drohender Arbeitsplatzverlust. Oder die Angst vor Krankheiten, vor Prüfungen, vor einem Gespräch mit dem Chef, vor dem Besteigen eines Flugzeuges, vor einem Termin beim Zahnarzt. Manchmal ist Angst nicht mehr als die Abwesenheit von Sicherheit. Dann wirken ein Umstand, eine Situation oder ein Vorhaben bedrohlich, obwohl sie – objektiv betrachtet – keine akute Gefahr für uns darstellen.
Wenn Ängste die Gefühlswelt dauerhaft belasten, den Alltag beherrschen und die eigene Handlungsfähigkeit beeinträchtigen, ist es höchste Zeit, ihnen auf den Grund zu gehen. Respektieren Sie die Angst, aber erlauben Sie ihr nicht, die Kontrolle über Ihr Leben zu übernehmen.
„Und es kam der Tag, da das Risiko, in einer Knospe zu verharren, schmerzlicher wurde als das Risiko, zu blühen.“
Anaïs Nin
Der Angst ihren Platz zuweisen
Nehmen Sie sich Ihrer Angst an. Lassen Sie uns frühe und früheste Erfahrungen und daraus resultierende unbewusste Prozesse gemeinsam ergründen. In unserer Kindheit werden Glaubenssätze geprägt und Überzeugungen angenommen, deren Gültigkeit wir nicht hinterfragen. Lassen Sie uns diese „Fernsteuerungen“ gemeinsam aufspüren und auf ihre Relevanz und Nützlichkeit für Ihr Leben heute überprüfen. Überzeugungen können sich wandeln – und dabei kann Ihrer (unberechtigten) Angst der Nährboden entzogen werden.
Auch Techniken der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion (MBSR) haben sich bewährt, um Ängste in ihre Schranken zu weisen. Meditation, Atemtechnik und sanfte Körperübungen helfen Ihnen, im Hier und Jetzt zu bleiben und Gedanken und Gefühle ohne Bewertung anzunehmen. So viel ist sicher: Selbstwahrnehmung und Selbstakzeptanz verringern Angst.
Darüber hinaus lassen sich Ängste mit Hilfe der Systemischen Therapie im Kontext mit Beziehungen und familiär bedingten Sachverhalten betrachten. Werden Verhältnisse geklärt, dann wird der Angst die Macht entzogen.